Jenaer Altersforscher mit Ernst-Jung-Medaille für Medizin in Gold für sein Lebenswerk ausgezeichnet

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Die renommierte Hamburger Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung hat vier Wissenschaftler für ihre herausragende medizinische Forschung geehrt und Preisgelder von insgesamt 540.000 Euro vergeben. Die Auszeichnungen gingen an Mediziner in San Francisco, Tübingen, Hamburg und Jena. Für sein Lebenswerk wurde Professor Dr. Peter Herrlich, 71, vom Leibniz-Institut für Altersforschung (FLI) in Jena mit der Ernst-Jung-Medaille für Medizin in Gold ausgezeichnet. Seine Forschungsarbeiten zur Entstehung und zum Wachstum von Krebszellen waren wegweisend und haben wesentlich dazu beigetragen, grundlegende molekularbiologische Mechanismen aufzuklären, die zu Krebserkrankungen führen.

Die diesjährigen Preise der Ernst-Jung-Stiftung wurden am 4. Mai 2012 in Hamburg an vier Wissenschaftler für ihre herausragende medizinische Forschung vergeben, insgesamt Preisgelder von 540.000 Euro. Gestiftet von dem Hamburger Kaufmann und Reeder Ernst Jung (1896-1976) wird seit 1976 jährlich der Ernst-Jung-Preis für Medizin verliehen, der bahnbrechende medizinische Forschungen auszeichnet. Neben diesem Forscherpreis wird auch die Ernst-Jung-Medaille in Gold verliehen, mit der das Lebenswerk von Medizinwissenschaftlern gewürdigt wird, sowie der Ernst-Jung-Karriere-Förder-Preis für medizinische Forschung, der erfolgreiche Nachwuchsmediziner auszeichnet. 

Mit der Ernst-Jung-Medaille für Medizin in Gold ehrte die Hamburger Stiftung in diesem Jahr Herrn Prof. Dr. med. Peter Herrlich vom Leibniz-Institut für Altersforschung - Fritz-Lipmann-Institut (FLI) in Jena für sein herausragendes Lebenswerk. Damit wurden Herrlich’s Verdienste zur Aufklärung grundlegender molekularbiologischer Mechanismen bei der Entstehung von Krebserkrankungen gewürdigt. Mit der Vergabe der Gold-Medaille ist noch ein 30.000-Euro-Stipendium zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses verbunden, für das der Preisträger einen Stipendiaten benennen darf. 

„Seit Jahrzenten ist er dem Krebs auf der Spur“, so Peter Herrlich’s Laudator Professor Wulf Palinski von der University of California, San Diego. „Seine Arbeiten konzentrieren sich dabei vor allem auf die Mechanismen, die Krebszellen zum Wachstum und zur Verbreitung antreiben, aber auch auf die Gegenspieler, die den Krebs hemmen und entweder von den Zellen selbst spontan als Tumorsuppressoren eingesetzt oder durch Medikamente aktiviert werden.“ Die Beantwortung essentieller Fragen, zum Beispiel welche Gene und Proteine bei der Wanderung von Krebszellen und der damit verbundenen Metastasen-Bildung im Organismus beteiligt sind, wie die Krebszellen sich untereinander verständigen und welche Funktion einzelne Proteine dabei übernehmen, können dazu beitragen, neue Medikamente zur Behandlung fortgeschrittener Krebsstadien zu entwickeln. Ein von Peter Herrlich mitentwickelter Krebshemmstoff hat schon den Weg in die Klinik genommen. 

Nach Forschungsaufenthalten in München, Chicago, New York, Berlin und Karlsruhe kam der Mediziner Herrlich 2003 nach Jena und wurde Wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts für Altersforschung - Fritz-Lipmann-Institut (FLI) sowie Professor für Molekulargenetik an der Friedrich-Schiller-Universität. Er initiierte die Neuausrichtung des Institutes zum ersten deutschen Forschungsinstitut, das sich seit 2004 erfolgreich der biomedizinischen Altersforschung widmet und molekulare Mechanismen von Alterungsprozessen und altersbedingten Krankheiten untersucht. Den Namensgeber des Instituts, den Nobelpreisträger Fritz Lipmann, konnte er während seines Aufenthalts an der Rockefeller University in New York zwischen 1969 und 1970 sogar persönlich kennen und schätzen lernen. 

„Gerade der Kontakt zu namhaften Wissenschaftlern, mit denen ich in meinen jungen Jahren zusammengearbeitet habe, haben mich gelehrt, als Forscher nicht zu behaupten, wir würden die Rätsel der Menschheit lösen, sondern sich immer kleine Fragen zu stellen, die es zu beantworten gilt“, berichtet Herrlich. „In kleinen Etappen, Puzzleteil für Puzzleteil, wollen wir verstehen, wie beispielsweise der Alterungsprozess mit der Entstehung von Krebserkrankungen zusammenhängt, welche Rolle bestimmte Gene und Eiweiße dabei spielen und was kritische Krankheitszustände auslöst“, unterstreicht Herrlich. 

„Etwas verwundert bin ich schon, dass man ein Lebenswerk in der Mitte des Lebens würdigt“, merkt der Vollblutwissenschaftler Herrlich, der jetzt „gerade mal 71 Jahre alt“ ist, verschmitzt an. „Als Altersforscher lernt man, dass man nicht einfach aufhören darf. Man sollte weiter seinen Kopf anstrengen und auch körperlich aktiv bleiben.“ Herrlich, der dieser Tage neue Drittmittel für seine Arbeitsgruppe beantragt und für weitere 2 Jahre einen Vertrag hat, hat noch viele tolle Ideen für neue Forschungsprojekte und betreut immer noch zwei PostDocs und drei Doktoranden. 

Herrlich, der bis Ende letzten Jahres Wissenschaftlicher Direktor des FLI war, hat die meist bürokratische Seite der Administration nie gemocht und versucht, das Institut auf seine ganz eigene Weise zu leiten, nämlich „mit niedrigen Hierarchien und einem hohen Maß an Eigenverantwortung der jungen Wissenschaftler“. Seine kurze Dankesrede vor den etwa 100 Besuchern der Festveranstaltung nutzte er daher gleich zu einer forschungspolitischen Aussage. „Forschungsfortschritt hängt von einzelnen Köpfen ab, die ohne Vorgaben ihren eigenen Ideen folgen dürfen; mit kleinen Arbeitsgruppen, die nach eigener Wahl zusammenarbeiten“, so das Statement von Herrlich. Er sah diese Sicht vieler Wissenschaftler stark kontrastiert durch die forschungspolitische Wirklichkeit, „die Fusionen und Vernetzungen erzwingt, die Größe mit Exzellenz verwechselt, und den Wissenschaftlern thematische Vorschriften macht“. Seine Volte gegen die "Gigantomanie" und den inhaltlichen Dirigismus erfuhr große Zustimmung durch die anwesenden Wissenschaftler im Publikum. 

Der Ernst-Jung-Preis für Medizin in Höhe von 300.000 Euro wurde dieses Jahr geteilt und ging je zur Hälfte an Prof. Peter Walter aus San Francisco (57, University of California / Howard Hughes Medical Institute) und Dr. Elisa Izaurralde aus Tübingen (52, Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie). Der mit 210.000 Euro dotierte Ernst-Jung-Karriere-Förder-Preis wurde an den Hamburger Forscher Dr. Samuel Huber, 33, verliehen, der von der Yale Universität an das Uniklinikum Eppendorf zurückgekehrt ist. 

Kontakt 

Dr. Kerstin Wagner
Leibniz-Institut für Altersforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI)
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