
Unsere 4. Adventsgeschichte
Die griechische Liebessprache
In Griechenland ist das Weihnachtsfest ähnlich wie bei uns vor allem ein Fest der Familie und der üppigen Speisen. „Das gemeinsame Kochen und Essen ist für uns eine Liebessprache“, erklären die drei Doktorandinnen Georgia Daraki, Giannoula Savvou und Stavroula Litsiou. Sie kommen aus unterschiedlichen Regionen Griechenlands - Georgia aus Athen (östliches Mittelgriechenland), Giannoula aus Ioannina (Nordwesten) und Stavroula aus Karditsa (Mittelgriechenland). Dennoch entdecken sie im Gespräch viele Gemeinsamkeiten. Einig sind sie sich darin, dass das „Essen eine Liebessprache ist“. „Wenn wir uns bei jemandem bedanken wollen, dann bringen wir ihm Essen“, bekräftigt Georgia (Forschungsgruppe Morrison) die generelle Bedeutung in Griechenland. Und dann zählen sie auf, was es Weihnachten unbedingt geben muss:
- Melomakarona (Weihnachtsgebäck mit Honig)
- Kourabiedes (Butterplätzchen mit Puderzucker)
- Diples (Honiggebäckdessert)
- und Vasilopita (Neujahrskuchen).
Bei der Meinung darum, welches die beste Süßspeise ist, scheiden sich die Geister. „Es gibt da regelrecht zwei Gruppen – eine favorisiert die Melomakarna, die andere die Kourabiedes“, berichten sie lachend. Was auch zur Tradition dazugehört, ist, alle Familienmitglieder, Verwandte und Freunde zu treffen.
Der traditionellen Bräuche gibt es viele in Griechenland – viel mehr als hierzulande. Deshalb nur eine Auswahl:
- Vom 25. Dezember bis 6. Januar, den sogenannten zwölf Tagen, werden in manchen Orten nach altem Brauch immer noch öffentliche Feuer entzündet, um heidnische Schattenkreaturen, die aus der Unterwelt kommen, von den Häusern fernzuhalten.
„Man erzählt, dass sie in die Häuser kommen, stehlen, Schabernack treiben, die Vorräte verputzen, Schmutz und Chaos hinterlassen“, malt Stavroula (Forschungsgruppe Waskow) die alte Folklore um die Kobolde aus, „aber sie sind harmlos und verletzen niemanden.“
- Als Seefahrernation war es lange Brauch, Boote mit Lichterketten zu schmücken, um den Seefahrern nach Hause zu leuchten. In manchen Küstenstädten werden immer noch kleine beleuchtete Boote auf die Fensterbretter gestellt.
„Inzwischen hat bei uns aber auch der Weihnachtsbaum als Alternative Einzug gehalten“, merkt Giannoula (Forschungsgruppe Waskow) an.
- Das Singen der Kalanda, dem traditionellen Weihnachtslied, findet dreimal statt. Am 24.12., 31.12. und am 6.1. gehen Kindergruppen mit einem Triangel von Haus zu Haus, singen Lieder und bekommen dafür Süßigkeiten.
- Am 6. Januar, an dem Tag, an dem Jesus im Fluss Jordan getauft wurde, werden überall - ob an einem See oder am Meer - Kreuze ins Wasser geworfen. Derjenige, der das Kreuz herausholt, wird im nächsten Jahr gesegnet sein.
„Es gibt noch eine glücksbringende Tradition“, ergänzt Giorgia. „In den nach dem heiligen Vassili (dem griechischen Weihnachtsmann) benannten Neujahrskuchen Vasilopita wird eine Münze versteckt. Wer sie in seinem Stück findet, wird Glück haben.“
Giannoula und Georgia werden in diesem Jahr zum ersten Mal Weihnachten nicht in der Heimat verbringen. „Aber wir sind nicht allein, sondern feiern mit Freunden zusammen“, erklären beide. Stavroula freut sich ebenfalls darauf, in ihrer Heimatstadt nicht nur traditionell mit ihrer Familie, sondern auch mit ihren Freunden zu feiern.
Sie wünschen allen ein "Kala Christougenna kai Kali Protochronia" (Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr)!